Am Weltfriedenstag, dem 1. September, der auch als Antikriegstag bezeichnet wird, war es endlich soweit: Um 19 Uhr stand an diesem Tag die Eröffnung der Ausstellung an. Dass solche Tage meistens hektisch sind, versteht sich von selbst. Auch wenn alles bestens vorbereitet ist, die Realität sieht meist anders aus. So auch an diesem Tag. Zunächst lief alles nach Plan. Die Ausstellung stand, der wichtigste Part war also erfüllt. Es gab jedoch eine Panne zu bewältigen, die das Navi verursacht hatte, als ich die Musiker vom Bahnhof abholen wollte und ich dank Navi in Fallersleben angekommen war. Fernab von meinem Ziel, dem Bahnhof in Wolfsburg, erreichten mich schon mehrere Anrufe, ich solle ins Rathaus zurückzukommen, da immer mehr Gäste nach mir fragten. Im letzen Moment rettete mich ein riskantes Verkehrsmanöver, das mich gerade noch pünktlich zurück im Rathaus ankommen und nicht in einem endlosen Stau versacken ließ. Die Musiker hatten ein Taxi genommen und so war die Situation gerettet.
Die Bürgermeisterin der Stadt Wolfsburg, Frau Hiltrud Jeworrek, begrüßte die Gäste sehr herzlich und besonders die extra aus Hannover angereisten Gäste, die Holocaust-Überlebenden Salomon Finkelstein und Henry Korman aus Hannover, deren Eltern in Gegenwart der Kinder viel über den Ersten Weltkrieg gesprochen hatten.
Herr Professor Rolf Wernstedt, ehemaliger Kultusminister Niedersachsens und Landtagspräsident sowie Vorsitzender des Volksbundes, Landesverband Niedersachsen, hob in seinem Grußwort die gelungene Veranschaulichung der Gegensätzlichkeit von schutzgebender Natur und sinnloser Kriegsgewalt hervor. Als Vertreter des Niedersächsischen Kultusministeriums unterstrich Herr Dr. Peter Kaufmann in seiner Ansprache die naturhafte Ausgestaltung in der Ausstellung in Verbindung mit dem Ersten Weltkrieg und dem „massenhaften Töten, Sterben, Krepieren, Leiden, und Vegetieren“ einerseits und dem „Hoffen, Kämpfen und Überlebenwollen des Einzelnen und der Massen inmitten der Natur, in Erdgräben, Höhlen, auf Feldern, auf Wiesen und in Wäldern“ andererseits.
Es war eine große Freude für mich, nach Worten des Danks an die Unterstützer und Kooperationspartner des Projekts, das Projektteam vorstellen zu können. Ohne die engagierte Mitwirkung jedes Einzelnen hätte das Projekt nicht realisiert werden können. Deshalb hier auch nochmals mein Dank an Benjamin Ehrenberger, Manuel Kueßner, Martina Szymanski, Tosh Leykum, Judith Sucher und Julia Luedtke.
Wir alle werden die Ausstellungseröffnung im Wolfsburger Rathaus sicher so schnell nicht vergessen. Die feierliche Stimmung ist auch den beiden wunderbaren Musikern (Duo Oblivión) Laura Pohl (Sopran) und Vladimir Gorup (Bajan) zu verdanken, die mit der Auswahl der Musikstücke das Publikum stark beeindruckte und das Programm des Abends unvergesslich gemacht hat.
Hier ein paar Impressionen zum ersten Ausstellungstag. Alle Beitragsbilder sind von Martina Szymanski aufgenommen worden.
Es grüßt
Corinna
#ausstellung wolfsburg
Aufbau der Ausstellung „Zeit zum Erinnern“ im Wolfsburger Rathaus
Nachdem alle Materialien im Rathaus in der Bürgerhalle lagen, konnten wir mit dem Aufbau loslegen. Zu sehen, dass allein die Materialien schon so viel Platz in Anspruch nahmen, dass ein riesiger Teil der Bürgerhalle im wahrsten Sinne des Wortes belegt war, beeindruckte uns schon ein wenig. All diese Baumstämme, Latten, Gräser, Ausstellungstafeln, Stellwände, Sitzhocker, Leitern, Werkzeuge und Co. warteten darauf, benutzt zu werden oder endlich ihren Platz in der Ausstellung zu finden.
Die Aufbautage waren arbeitsam und anstrengend, aber wir konnten zuschauen, wie die Ausstellung wuchs und wuchs. Das war ein tolles Erlebnis, zu sehen, wie die einzelnen Teile der Bereiche sich zusammenfügten und wie allmählich aus den vielen tausend Teilen ein Ganzes wurde: unsere Ausstellung „Zeit zum Erinnern“.
Abladen und Aufbau von „Zeit zum Erinnern“ in Wolfsburg
Auf den Tag haben wir alle lange gewartet. Alle Elemente der verschiedenen Ebenen der Ausstellung finden in Wolfsburg zum ersten Mal zusammen. Auch wenn wir die Konzeption kennen und auch die Materialien zum Großteil bereits gesehen haben, wird es nun doch wirklich spannend. Aber erst einmal heißt es: Alles raus aus dem LKW und PKW und dann rein ins Rathaus. Benjamin und Manuel schleppen schwer, das Fensterelement passt auf den Millimeter genau durch die breite Tür des Rathauses. Gutes Augenmaß :).
Julia und ich machen uns an die „leichteren“ Aufgaben, zum Beispiel das Anbringen der Informationstafeln. Wer glaubt, dass das einfach ist, der irrt :).
Nach anstrengenden Stunden ist alles in der Bürgerhalle und der Aufbau kann beginnen.
Wir freuen uns.
Es grüßt
Corinna
Vorbereitungen zum Transport
Die Eröffnung der Ausstellung rückt näher.
Benjamin und Manuel sind am Verpacken der Materialien und verstauen alles in den LKW. Wir alle sind schon so gespannt, wie die einzelnen Elemente zusammengefügt in der Wolfsburger Bürgerhalle des Rathauses wirken werden. Ich gebe zu, dass ein bisschen Vorstellungsvermögen dazu gehört …
Lasst euch überraschen.
Es grüßt
Corinna
Martinas Farbschema für Zeit zum Erinnern

Color-Scheme Zeit zum Erinnern. Abb.: Martina Szymanski
Ein wesentlicher Part des Projektes war es, ein passendes Farbschema zu finden. Die Farbkomination sollte zu allem passen. Zum einen zu unseren „Papp-Stellwänden“, zum anderen zu der Floristik-Raumgestaltung. Die Texte auf den Informationstafeln sollten zudem zwischen all den Eyecatchern in der Ausstellung nicht untergehen. Auch die vielen Fotos und Abbildungen auf den Informationstafeln sollten eine gute Umgebung bekommen. Dank Martina war eine Entscheidung relativ schnell gefunden und vom Ergebnis war ich begeistert. Das Resultat ist ein Zusammenspiel von Grautönen, einem warmen Beigeton und einem Rot, das einerseits kräftig ist und doch dezent, das auffällt und gleichzeitig zurückhaltend ist. Ein gewagte Farbzusammenstellung, in die ich mich sofort verliebt habe.
Diese Farben finden sich nicht nur auf den Ausstellungstafeln, sondern auch im Header dieses Blogs wieder, im Ausstellungs-Begleitheft, auf dem Flyer und auf den Programmzetteln für den Eröffnungsveranstaltung. Für den Flyer hielt noch das kräftige Rot in der zweiten Abbildung her. Von Martina stammen übrigens auch alle aufgezählten grafischen Arbeiten, aber dazu später mehr ….
Die Farben finden sich auch in der Ausstellungsgestaltung wieder. Im Bereich „Am Fenster“ ist das „Fenster-Konstrukt“ im Grau unseres Colorkonzepts gehalten, ebenso die Rückseite des „Schützengrabens“. Ob’s der Zufall wollte oder nicht: Beim Aufbau der Ausstellung fiel Julia gestern auf, dass das Beige auf den Informationstafeln wirken würde, als sei es auf die natürliche Farbgebung der Birkenstämme der Station „Birkenhain“ abgestimmt.
Soweit zum Farbschema unseres Projektes.
Es grüßt euch
Corinna
Inspiration „Zeit zum Erinnern“
Der Gedanke, die Natur in die Ausstellung zu bringen, eine Verbindung der Themenbereiche zur nonfloralen und floralen Rauminstallation zu schaffen, ist eine meiner Grundideen dieses Projektes. „Der Erste Weltkrieg war zum großen Teil ein Bodenkrieg. Er spielte sich vorwiegend in der Natur, auf Feldern und in Wäldern ab.“ So steht es im Konzept. Diese Gegensätzlichkeit, die schutzgebende Atmosphäre des Waldes, das schöne Grün einer Wiese, der beruhigende Blick über das Feld und ganz nah daran die zerstörte Natur im Ersten Weltkrieg, metertiefe Granatlöcher im Erdboden, verletzte Erde entlang der Westfront, die noch heute von Experten auf Satellitenbildern deutlich zu sehen ist – diese Gegensätzlichkeit mit all ihren Wechselwirkungen möchte ich in die Ausstellung holen und sichtbar machen. Dieser Ansatz wird einerseits mit Materialien aus der Natur verwirklicht, andererseits bleibt dem Betrachter viel Spielraum, die Inhalte der Ausstellung mit der Rauminstallation in ihrer Wechselbeziehung oder Übereinstimmung zu interpretieren, selbst Assoziationen zu finden.

© Benjamin Ehrenberger
Ich finde es spannend, einer Ausstellung als Gesamtkunstwerk zu begegnen, den Blick auf das Detail zu legen und wiederum das Ganze zu sehen, mir selbst Gedanken machen zu können und diese weiterzuentwickeln.
Diese Idee einer außergewöhnlichen Erinnerungslandschaft verschafft Zeit und Raum für ein zeitgemäßes Gedenken. Der Ausstellungsraum wird mit viel Natur ausgestaltet und in eine erzählende Geschichte verwandelt. „Zeit zum Erinnern“ ist sicher keine herkömmliche Ausstellung. „Die Ausstellungsräume verwandeln sich in einen Wald, ein Feld, eine Wiese, in eine Landschaft, in einen Schützengraben.“ Auch dieser Satz entstammt dem Konzept und wird in der Ausstellung umgesetzt.
Das Projektteam und ich sind schon sehr gespannt. Die Eröffnung der Ausstellung am 1. September im Wolfsburger Rathaus rückt näher.
Es grüßt euch
Corinna
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Diese Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg dient in einer vergrößerten Version als Ausblick aus dem Fenster. Beitragsfotos: Benjamin Ehrenberger
Benjamin und Manuel sind fleißig am Werkeln. Ein kleiner Ausblick auf das, was euch in der Ausstellung erwartet: Der Handwagen ist aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Er wurde von einer Familie aus Niedersachsen zur Flucht eingesetzt. Im Zweiten Weltkrieg dienter er derselben Familie erneut zur Flucht. Was für eine Geschichte! In der Ausstellung bekommt der Karren seinen Platz im Bereich „Der Karren„. In dieser Station geht es um die Verwendung des Karrens im Ersten Weltkrieg „Vom Babykarren zum Leichenkarren„.
Die letzten Fotos zeigen eine in Anlehnung an einen Schützengraben gebaute Konstruktion, die im Bereich „Der Graben“ aufgebaut wird.
Wir alle sind schon sehr gespannt auf den Moment, wenn in der Ausstellung alles zusammengeführt wird: Die Stellwände, die Informationstafeln, der Videofilm, die Audioinstallation und die gesamte Rauminstallation mit allen Objekten und den vielen Naturmaterialien, unter anderem werden auch die Birkenstämme zu sehen sein.
Es grüßt
Corinna
Es geht zur Sache
Zugegebenermaßen sieht das doch gar nicht so wild aus. Ein Paket, etwas breiter als die Bank im Hintergrund und nur unwesentlich tiefer, von der Höhe ganz zu schweigen. Geliefert auf einer Palette, muss das Frachtstück wohl doch etwas schwerer sein.
Bei dem Inhalt handelt es sich um einen Bodenbelag, der unserer Ausstellung als „Grund und Boden“ dient. Dieser Boden ist mächtig schwer, denn er muss auch eine Menge aushalten.
Skizze für den Ausstellungsbereich „Am Fenster“
Erste Schritte auf dem Weg zu „Zeit zum Erinnern“
Martina fotografierte knapp 1000 Fotos aus dem Buch „G. Soldan, Geleitwort zu: Der Weltkrieg im Bild – Originalaufnahmen des Kriegs-Bild- und Filmamtes aus der modernen Materialschlacht (1914-1918), Berlin/Oldenburg 1926“ ab.
Viele Abbildungen dieses Werkes werden auf unseren Ausstellungstafeln wiederzufinden sein, und zwar in bearbeiteter und digitalisierter Form. Ein großes Dankeschön an Martina … und ein erster wichtiger Schritt zur Umsetzung des Projektes.