Im Rahmen der feierlichen Gedenkstunde eröffnete Michael Fürst, 1. Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R., am Sonntag die Ausstellung „Zeit zum Erinnern“. Für die Eröffnung hatte der Landesverband ein Zelt entlang der Alten Predigthalle aufstellen lassen, um genügend Platz für die Gäste auch außerhalb der Ausstellung zu schaffen.

Wilfried Lorenz (li), Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Kreisverband Hannover-Stadt, Michael Fürst (re), 1. Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R. © Ulrich Janke, Büro MdB Wilfried Lorenz
In seiner Eröffnungsrede hob Michael Fürst hervor, dass seine Großonkel im Ersten Weltkrieg dienten und für das Vaterland kämpften. Für die Ausstellung hatte Michael Fürst erstmals das in seinem Besitz befindliche Familienalbum geöffnet und Fotos seiner Großonkel und seines Großvaters für „Zeit zum Erinnern“ zur Verfügung gestellt. Die vier Großonkel Isidor, Sally, Berthold, Hermann und Großvater Max Fürst, die in den Krieg gezogen sind, finden sich auf einer Ausstellungstafel der Station „Sonnenblumenfeld“ wieder, die das Thema „Deutsche Soldaten jüdischen Glaubens im Ersten Weltkrieg“ behandelt.
Der Bundestagsabgeordnete Wilfried Lorenz, der in seiner Funktion als Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Kreisverband Hannover-Stadt zu den geladenen Gästen sprach, hob die Wichtigkeit des Gedenkens hervor. Dabei betonte er die Besonderheit der Erlebnis- und Erinnerungsausstellung, die eine Auseinandersetzung mit der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ ermöglicht. Wilfred Lorenz lobte die Idee, mittels verschiedener Vermittlungsebenen die Sinne und Gefühle des Betrachters anzusprechen und mit der Schaffung dieser besonderen Zugangsweise das Interesse an der Erinnerung gerade auch junger Menschen zu wecken.
Der Historiker Dr. Peter Schulze erklärte in seinem Beitrag, dass die Alte Predigthalle und der Friedhof ein bedeutender historischer Ort für die Geschichte der hannoverschen Juden sei. Mit der jüdischen Kriegergedenkstätte und ihren Namenstafeln jüdischer Gefallener sei die Alte Predigthalle ein guter Ort für die Ausstellung.
In der Einführungsrede zur Konzeption des Ausstellungsprojektes erläuterte Corinna Luedtke Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Themenbereichen, der Raum – und Audioinstallation mit ihren unterschiedlichen Klangkompositionen sowie dem künstlerischen Film im zentralen Bereich.
„Die Darstellung der Gegensätzlichkeit von schutzgebender Natur und sinnloser Kriegsgewalt mit all ihren Wechselwirkungen offenbart die Spannung zwischen Mensch, Natur und katastrophaler Zerstörung im Ersten Weltkrieg.“
Corinna Luedtke bedankte sich ausdrücklich bei Michael Fürst für die Unterstützung und die sofortige Bereitschaft, die Ausstellung in der Alten Predigthalle zu präsentieren. Es sei ein sehr großes Vertrauen, dass der Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen der Künstlerin und ihrer Arbeit entgegenbringe, für das sie gar nicht genug danken könne.
Natürlich gab es noch weitere Dankesworte, die dem Projektteam galten und allen helfenden Händen und Unterstützern des Projektes, wie zum Beispiel Mary Sofer, Towa Harety und Reinhard Leicht.
Es folgte ein Beitrag der Albert-Einstein-Schule in Laatzen, die Pate des Ausstellungsprojektes ist. Friederike Otte, didaktische Leiterin der Schule und zwei Schülerinnen sprachen über die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Literatur, wobei Erich Maria Remarque mit „Im Westen nichts Neues“ im Vordergrund stand. Aber auch die Frage, inwieweit ein Mensch Gehorsam leisten muss und sich dem Militär-Drill unterwirft, wurde behandelt.
Zwei großartige Musikerinnen haben die Eröffnung musikalisch begleitet: Laura Pohl, (Sopran) und Mateja Zenzerovic (Bajan). Mit Liedern und Stücken, wie „Kriegslied eines Kindes“ von Hanns Eisler, „Ave Maria“ von Astor Piazzolla und „Damunt de tu nomes les flors“ von Frederic Mompou, beeindruckten die beiden das Publikum.
Im anschließenden Gespräch mit dem Projektteam waren sich alle einig, dass die Ausstellungseröffnung eindrucksvoll und auch ergreifend war. „Zeit zum Erinnern“ und die Alte Predigthalle fügen sich zusammen und schaffen eine dichte Atmosphäre, von der viele Besucher berührt sind.
Fotos © Martina Szymanski