Eröffnung der Ausstellung in der Alten Predigthalle in Hannover am 11.10.2015

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Blick in die Ausstellung „Zeit zum Erinnern“ in der Alten Predigthalle © Martina Szymanski

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Zelt vor der Alten Predigthalle © Martina Szymanski

Im Rahmen der feierlichen Gedenkstunde eröffnete Michael Fürst, 1. Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R.,  am Sonntag die Ausstellung „Zeit zum Erinnern“. Für die Eröffnung hatte der Landesverband ein Zelt entlang der Alten Predigthalle aufstellen lassen, um genügend Platz für die Gäste auch außerhalb der Ausstellung zu schaffen.

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Wilfried Lorenz (li), Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Kreisverband Hannover-Stadt, Michael Fürst (re), 1. Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R. © Ulrich Janke, Büro MdB Wilfried Lorenz

In seiner Eröffnungsrede hob Michael Fürst hervor, dass seine Großonkel im Ersten Weltkrieg dienten und für das Vaterland kämpften.  Für die Ausstellung hatte Michael Fürst erstmals das in seinem Besitz befindliche Familienalbum geöffnet und Fotos seiner Großonkel und seines Großvaters für „Zeit zum Erinnern“ zur Verfügung gestellt. Die vier Großonkel Isidor, Sally, Berthold, Hermann und Großvater Max Fürst, die in den Krieg gezogen sind, finden sich auf einer Ausstellungstafel der Station „Sonnenblumenfeld“ wieder, die das Thema „Deutsche Soldaten jüdischen Glaubens im Ersten Weltkrieg“ behandelt.
Der Bundestagsabgeordnete Wilfried Lorenz, der in seiner Funktion als Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Kreisverband Hannover-Stadt zu den geladenen Gästen sprach, hob die Wichtigkeit des Gedenkens hervor. Dabei betonte er die Besonderheit der Erlebnis- und Erinnerungsausstellung, die eine Auseinandersetzung mit der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ ermöglicht. Wilfred Lorenz lobte die Idee, mittels verschiedener Vermittlungsebenen die Sinne und Gefühle des Betrachters anzusprechen und mit der Schaffung dieser besonderen Zugangsweise das Interesse an der Erinnerung gerade auch junger Menschen zu wecken.
Der Historiker Dr. Peter Schulze erklärte in seinem Beitrag, dass die Alte Predigthalle und der Friedhof ein bedeutender historischer Ort für die Geschichte der hannoverschen Juden sei. Mit der jüdischen Kriegergedenkstätte und ihren Namenstafeln jüdischer Gefallener sei die Alte Predigthalle ein guter Ort für die Ausstellung.
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In der Einführungsrede zur Konzeption des Ausstellungsprojektes erläuterte Corinna Luedtke Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Themenbereichen, der Raum – und Audioinstallation mit ihren unterschiedlichen Klangkompositionen sowie dem künstlerischen Film im zentralen Bereich.
„Die Darstellung der Gegensätzlichkeit von schutzgebender Natur und sinnloser Kriegsgewalt mit all ihren Wechselwirkungen offenbart die Spannung zwischen Mensch, Natur und katastrophaler Zerstörung im Ersten Weltkrieg.“

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Corinna Luedtke 
bedankte sich ausdrücklich bei Michael Fürst für die Unterstützung und die sofortige Bereitschaft, die Ausstellung in der Alten Predigthalle zu präsentieren. Es sei ein sehr großes Vertrauen, dass der Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen der Künstlerin und ihrer Arbeit entgegenbringe, für das sie gar nicht genug danken könne.
Natürlich gab es noch weitere Dankesworte, die dem Projektteam galten und allen helfenden Händen und Unterstützern des Projektes, wie zum Beispiel Mary Sofer, Towa Harety und Reinhard Leicht.
Es folgte ein Beitrag der Albert-Einstein-Schule in Laatzen, die Pate des Ausstellungsprojektes ist. Friederike Otte, didaktische Leiterin der Schule und zwei Schülerinnen sprachen über die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Literatur, wobei Erich Maria Remarque mit „Im Westen nichts Neues“ im Vordergrund stand. Aber auch die Frage, inwieweit ein Mensch Gehorsam leisten muss und sich dem Militär-Drill unterwirft, wurde behandelt.
Zwei großartige Musikerinnen haben die Eröffnung musikalisch begleitet: Laura Pohl, (Sopran) und Mateja Zenzerovic (Bajan). Mit Liedern und Stücken, wie „Kriegslied eines Kindes“ von Hanns Eisler, „Ave Maria“ von Astor Piazzolla und „Damunt de tu nomes les flors“ von Frederic Mompou,  beeindruckten die beiden das Publikum.

Im anschließenden Gespräch mit dem Projektteam waren sich alle einig, dass die Ausstellungseröffnung eindrucksvoll und auch ergreifend war. „Zeit zum Erinnern“ und die Alte Predigthalle fügen sich zusammen und schaffen eine dichte Atmosphäre, von der viele Besucher berührt sind.

Fotos © Martina Szymanski

„Zeit zum Erinnern“ nun auch in Hannover

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© Julia Luedtke

Endlich ist es soweit: Die Ausstellung ist vom Wolfsburger Rathaus nach Hannover  in die Alte Predigthalle gewandert. Alle Stellwände und Objekte stehen bereits und die floralen Elemente sind auch schon installiert. Ein großes Dankeschön an Benjamin, Manuel, Tosh und Julia. Heute kümmert Tosh sich noch um die Installation der Klangkompositionen in den einzelnen Ausstellungsbereichen und am Sonntag wird „Zeit zum Erinnern“ eröffnet.
Nach der Eröffnung durch Michael Fürst, dem 1. Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R., ist die Ausstellung ab 14 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.

Wir sind sehr angetan von der Atmosphäre der Alten Predigthalle, in die sich die Ausstellung auf besondere Weise einfügt. Es ist interessant, den Blick auch mal auf das Detail zu werfen. Hier einige Fotos, die Julia aufgenommen hat.

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© Julia Luedtke

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© Julia Luedtke

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© Julia Luedtke

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© Julia Luedtke

Die Ausstellung in der Alten Predigthalle ist bis zum Jahresende zu sehen.
Öffnungszeiten:
11.10. – 31.12.2015
Alte Predigthalle
An der Strangriede 55
30167 Hannover
Mittwochs, donnerstags und sonntags von 11 -16 Uhr
Der Eintritt ist frei.

Führungen für Gruppen oder Schulklassen nach Absprache mit der Projektleiterin.
Kontakt
Corinna Luedtke
corinnaluedtke(at)live.de

Inspiration „Zeit zum Erinnern“

Inspiration „Zeit zum Erinnern“, Foto: Benjamin Ehrenberger

Der Gedanke, die Natur in die Ausstellung zu bringen, eine Verbindung der Themenbereiche zur nonfloralen und floralen Rauminstallation zu schaffen, ist eine meiner Grundideen dieses Projektes. „Der Erste Weltkrieg war zum großen Teil ein Bodenkrieg. Er spielte sich vorwiegend in der Natur, auf Feldern und in Wäldern ab.“ So steht es im Konzept. Diese Gegensätzlichkeit, die schutzgebende Atmosphäre des Waldes, das schöne Grün einer Wiese, der beruhigende Blick über das Feld und ganz nah daran die zerstörte Natur im Ersten Weltkrieg, metertiefe Granatlöcher im Erdboden, verletzte Erde entlang der Westfront, die noch heute von Experten auf Satellitenbildern deutlich zu sehen ist – diese Gegensätzlichkeit mit all ihren Wechselwirkungen möchte ich in die Ausstellung holen und sichtbar machen. Dieser Ansatz wird einerseits mit Materialien aus der Natur verwirklicht, andererseits bleibt dem Betrachter viel Spielraum, die Inhalte der Ausstellung mit der Rauminstallation in ihrer Wechselbeziehung oder Übereinstimmung zu interpretieren, selbst Assoziationen zu finden.

Gräser

© Benjamin Ehrenberger

Ich finde es spannend, einer Ausstellung als Gesamtkunstwerk zu  begegnen, den Blick auf das Detail zu legen und wiederum das Ganze zu sehen, mir selbst Gedanken machen zu können und diese weiterzuentwickeln.
Diese Idee einer außergewöhnlichen Erinnerungslandschaft verschafft Zeit und Raum für ein zeitgemäßes Gedenken. Der Ausstellungsraum wird mit viel Natur ausgestaltet und in eine erzählende Geschichte verwandelt. „Zeit zum Erinnern“ ist sicher keine herkömmliche Ausstellung. „Die Ausstellungsräume verwandeln sich in einen Wald, ein Feld, eine Wiese, in eine Landschaft, in einen Schützengraben.“ Auch dieser Satz entstammt dem Konzept und wird in der Ausstellung umgesetzt.
Das Projektteam und ich sind schon sehr gespannt. Die Eröffnung der Ausstellung am 1. September im Wolfsburger Rathaus rückt näher.

Es grüßt euch
Corinna

Erste Schritte auf dem Weg zu „Zeit zum Erinnern“

Martina fotografierte knapp 1000 Fotos aus dem Buch „G. Soldan, Geleitwort zu: Der Weltkrieg im Bild – Originalaufnahmen des Kriegs-Bild- und Filmamtes aus der modernen Materialschlacht (1914-1918), Berlin/Oldenburg 1926“ ab.

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Foto ©: Martina Szymanski

Viele Abbildungen dieses Werkes werden auf unseren Ausstellungstafeln wiederzufinden sein, und zwar in bearbeiteter und digitalisierter Form. Ein großes Dankeschön an Martina … und ein erster wichtiger Schritt zur Umsetzung des Projektes.

Unser Arbeitstreffen in Soltau

Ein spannender Tag: am 19. April 2015 haben wir zum ersten Mal das Modell der Ausstellung live gesehen, das wir bislang nur von Fotos her kannten. Benjamin hat es gebaut und so konnten wir uns noch besser vorstellen und überlegen, wo die Stellwände, die Materialien, der große Bildschirm für den Film und all die anderen Objekte aufgestellt werden.
Apropos: Benjamin ließ Judith und mich in seinen Kofferraum schauen. Wir staunten nicht schlecht. Vollgepackt mit Gräsern und anderen Naturmaterialien, bekamen wir eine Ahnung davon, wie viel Arbeit in die Ausgestaltung der Ausstellung gesteckt werden wird, was allein diesen Part der Umsetzung des Konzeptes betrifft.
Ein guter Tag im hübschen Soltau, der uns wieder ein Stück weitergebracht hat in Sachen Organisation und Planung. Die Ausstellung rückt näher …
Ein Dankeschön nochmals an den netten Fotografen Guido Meyer vom Nebentisch für das Foto.

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V. l. n. r.: Benjamin Ehrenberger, Manuel Kueßner, Corinna Luedtke, Judith Sucher
© Guido Meyer

Grundriss Zeit zum Erinnern, © Corinna Luedtke

Grundriss Zeit zum Erinnern, Ausschnitt, © Corinna Luedtke

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Cornus, © Benjamin Ehrenberger

Zeit zum Erinnern

Erlebnis- und Erinnerungsausstellung zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) 

Die Projektkünstlerin Corinna Luedtke realisiert in dieser Ausstellung ihre Idee einer außergewöhnlichen Erinnerungslandschaft. Die Stationen der Ausstellung verwandeln sich in einen Wald, eine Wiese, eine Landschaft, einen Schützengraben. Die einzigartige Rauminstallation des Floristmeisters Benjamin Ehrenberger mit floralen und nonfloralen Werkstoffen in Verbindung mit den politisch-historischen Informationstafeln offenbart die Spannung zwischen Mensch, Natur und katastrophaler Zerstörung im Ersten Weltkrieg.

Die künstlerische Filmpräsentation des Visuathleten Tosh Leykum und eine musikalische Installation stimmen auf die Projektinhalte ein und akzentuieren die einzelnen Themenbereiche.

Die von Martina Szymanski gestalteten Informationstafeln bringen mit ihrem Layout die  historischen Fotos und Hintergrundinformationen der Ausstellung auf besondere Weise zur Geltung. „Zeit zum Erinnern“ führt die Besucherinnen und Besucher über die Sinne zu einer individuellen Interpretation der damaligen Geschehnisse.

Zeit zum Erinnern“ ist keine wissenschaftlich-historische Ausstellung im eigentlichen Sinne, sondern ein künstlerisches Projekt, das sich in erster Linie durch seine besondere Zugangsweise zur Thematik auszeichnet und Geschichte auf neue Art  vermittelt.

Die Ausstellung wird erstmals in Wolfsburg präsentiert. Nach der Präsentation der Ausstellung im Wolfsburger Rathaus vom 1.9. – 29.9.2015 wandert „Zeit zum Erinnern“ im Oktober nach Hannover.  Dort wird sie in der Alten Predigthalle An der Strangriede vom 11.10. – 31.12.2015 gezeigt.

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Die Ausstellungseröffnung wird musikalisch begleitet vom „Duo Oblivión“, Laura Pohl (Sopran) und Vladimir Gorup (Bajan).

Führungen für Gruppen oder Schulklassen nach Absprache mit der Projektleiterin Corinna Luedtke,
E-Mail: zeitzumerinnern@mail.de

Die Ausstellung von Corinna Luedtke findet statt in Kooperation u. a. mit der Stadt Wolfsburg, dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R., dem Niedersächsischen Kultusministerium und dem Projektträger Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Bezirksverband Hannover.